Dienstag, 4. März 2014

[REZENSION] Das Reich der Tränen



Titel: Das Reich der Tränen
Originaltitel: Das Reich der Tränen
Autor: Janine Wilk
Teil einer Serie: nein
Seiten: 220
Preis: 12,99€
Kaufen: Reich der Tränen
Bewertung: ♥♥♥♥♥♥♥•••

 

Immer wenn Mia Tränen in die Augen steigen, verlässt sie die Realität und findet sich im Reich der Tränen wieder - einer Welt mit blühenden Landschaften und Mias treuesten Freunden. Doch die Herrscherin dieses Reichs, Königin Zenoide, trachtet ihr nach dem Leben. Während Mia versucht, ihren Freund Goldiur aus dem Kerker der Königin zu befreien, findet sie heraus, dass das Reich der Tränen sehr eng mit ihrem wahren Leben verwoben ist – und sie sich in der Realität längst in den Fängen der bösen Königin befindet.

Eine bewegende Geschichte über die Macht der Fantasie.


Aufgefallen ist mir das Buch als allererstes durch das ungewöhnlich schöne Cover. Ich stehe dazu, dass ich manche Bücher nur besitzen möchte, einfach weil sie so schön aussehen. Aber bei diesem konnte mich sowohl das schöne Cover, als auch die kurze Inhaltsangabe davon überzeugen, dass es sich lohnen würde einen Blick hineinzuwerfen. Lediglich der Schriftzug sieht zwar nett aus, wirkt aber insgesamt etwas deplatziert. Das hätte man wirklich besser lösen können.
Sobald man die erste Seite aufgeschlagen hat sieht man, dass das Buch mit sehr schönen Bleistiftzeichnungen zu jedem Kapitelbeginn illustriert ist. Die Bilder wirken so filigran und blass, als wären sie nur auf die Seiten gehaucht. Sie sind sehr fantasievoll, märchenhaft und wirklich schön!


Ein Zug fuhr in den Bahnhof ein, stoppte mit einem lang gezogenen Kreischen und kaum einen Atemzug später quollen Menschen mit Handys, Aktenkoffern und Laptoptaschen daraus hervor.


Mit Reich der Tränen widmet sich Janine Wilk einem sehr sensiblen Thema, welches nicht auf die leichte Schulter genommen werden kann. Aber dieses hat sie mit Samthandschuhen angefasst und wirklich eine sehr traurige aber auch sehr schöne Geschichte geschrieben.

Die Geschichte besteht eigentlich aus zwei Teilen, welche gut voneinander mit verschiedenen Schriftfarben zu unterscheiden sind. Der eine Teil beschreibt Mias wirkliche Welt, der andere ihr eigens geschaffenes Fantasiereich.
In ihrem realen Leben ist die Beziehung zu ihren Eltern offenbar sehr schwierig und es werden immer wieder Andeutungen gemacht, wie genau sich das äußert. Aber damit Mia diese schwierigen Situationen meistern kann, flüchtet sie sich immer wieder in ihre Fantasiewelt, Daidala.  Hier fühlt sie sich stark und geliebt, erfährt Unterstützung von ihren Freunden und vor allem kann sie hier noch hoffen. In Daidala muss Mia unglaubliche Abenteuer bestehen und ist selbst eine Heldin in dem von ihr erschaffenen Reich.

„Kasi meint, man muss besonders in solchen Momenten lachen, in denen das Leben dunkel und hoffnungslos erscheint. Durch das Lachen holt man das Glück nämlich wieder zurück.“ (S. 132)

In diesem Buch wir sehr eindrucksvoll beschrieben, wie stark die Fantasie eines Kindes sein kann und vor allem wie wichtig sie ist. In Mias Fall bewahrt sie ihre Seele davor Schaden zu nehmen. Oft wissen Kinder nicht, wieso Erwachsene manche Dinge tun oder auch nicht tun und diese Verwirrung, Angst und Ratlosigkeit Mias hat Janine Wilk in ihrem Buch wirklich sehr eindrucksvoll beschrieben. Das Buch lässt nachdenklich werden. Man hat sprichwörtlich einen Kloß im Hals, der bei mir – und ich bin mir sicher, dass ich da nicht die Einzige bin - noch eine Weile hängen bleiben wird.

„Ich gebe es ungern zu, aber sobald man das Böse in sein Herz gelassen hat, wird man stärker und nicht kann einen noch verletzen.“ (Seite 155)

Janine Wilk beschreibt sehr eindrucksvoll Mias Fantasiewelt. Hier gibt es fliegende Kometendrachen, außergewöhnliche Pflanzen und interessante Phänomene, die wir mit Mia zusammen entdeckt und bewundern können. Ihre Ideen sind wirklich sehr magisch und diese hat sie allesamt sehr gut mit Wörtern aufs Papier gebracht, sodass die Bilder in meinem Kopf geradezu vor meinen Augen tanzten. Dafür ein großes Lob! Mias Fantasiewelt ist ihr wirklich außerordentlich gut gelungen.
Auch das jedes Kapitel mit einem Zitat aus einem sehr bekannten Kinderbuch beginnt passt sehr schön in die Geschichte hinein.

Leidglich das Ende des Buches ist etwas unbefriedigend. Man wird weder mit einem Happyend noch mit einem schlechten Ende aus der Geschichte entlassen. Vielleicht ist das ein Grund, wieso ich mir sicher bin, dass ich sicher auch noch in zwei Wochen über dieses Thema nachdenken werde. Hier hätte man vielleicht das abschließende Kapitel noch etwas ausführlicher schreiben können. Denn weder die eine Geschichte noch die andere findet ein wirkliches Ende. Man fühlt sich fast wie Mia etwas ratlos.

Ich persönlich hätte beim bloßen Lesen des Klappentextes nicht gedacht, dass es sich hierbei um ein so sensibles Thema handelt. Ich denke auch, dass das Buch vielleicht nicht unbedingt für Kinder ab 11 geeignet ist, da hier oft noch die notwendige Reife und das Wissen um dieses Thema fehlt. Vielleicht kann es Kindern helfen, die selbst mit solchen Probleme zu kämpfen haben, aber für jedes andere Kind ist das wirklich keine Geschichte die Mut macht, zumindest nicht mit diesem Ende.
Dieses Buch ist zwar leicht geschrieben und mit den Zeichnungen und allem für Kinder gemacht, aber das Thema entspricht eher dem Anspruch eines Erwachsenen.

 

Dieses Buch geht einem sehr nahe und ist ganz anders als es auf den ersten Blick scheint. Die Geschichte erzählt mit sehr viel Vorsicht von einer verletzten Kinderseele, die sich nur in ihrer Fantasiewelt helfen kann. Insgesamt ist es wirklich schön erzählt, wird bei mir aber noch sehr lange nachwirken.

Ich gebe dem Buch insgesamt sieben von zehn Cupcakes.



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