Donnerstag, 14. Februar 2013

[REZENSION] Schloss der Engel

 


Titel: Schloss der Engel
Originaltitel: -
Autor: Jessica & Diana Itterheim
Genre: YA Fantasy



Verliebt in einen Racheengel.
Lynn wird von ihren Eltern auf ein Internat geschickt und verirrt sich in eine Schule für angehende Schutzengel. Hier begegnet sie Christopher, einem Racheengel. Nach anfänglichen Reibereien verliebt sich die sechzehnjährige Internatsschülerin in den zunächst anmaßenden und allzu selbstgefälligen Mister Perfect, der ihr die kalte Schulter zeigt. Doch Lynns Erscheinen in Christophers Welt weckt nicht nur sein, sondern auch das Interesse der anderen, der gefährlichen Seite des Universums der Engel. Zwei mächtige Wesen, die Totenwächterin und ein dunkler Wächterengel, verstricken sie bei ihrem diabolischen Kampf um Einfluss und Macht in ihr unheilbringendes Spiel. Und Christophers Entscheidung, Lynn vor beiden zu schützen, verlangt mehr von ihm, als er bereit ist zu geben. Ebenso spannend wie poetisch - die Geschichte eines jungen Mädchens und ihrer überirdischen Liebe. 


Schloss der Engel von Jessica & Diana Itterheim hat mir, um ehrlich zu sein,  einige Kopfschmerzen bereitet. Aber ich beginne mit etwas sehr positivem: Das Cover! Das Titelbild mit dem Mädchen in einem roten Kleid , dass auf einem Vorsprung mitten im Meer steht, finde ich unglaublich schön. Nur deshalb bin ich im Buchladen auf das Buch aufmerksam geworden. Der Kontrast zwischen ihrem roten Kleid und der sonst grauen Umgebung ist ein richtiger Eyecatcher, dazu der in geschwungener Schrift geschriebene Titel, das weckt Aufmerksamkeit und wirkt, als würde man gleich in ein wunderbares modernes Märchen eintauchen.
Die Freude ward jedoch nur kurz. Ich muss zugeben, dass sich dieses Buch bereits seit über einem halben Jahr in meinem Besitz befindet, und ich bereits direkt nachdem ich es gekauft habe, begonnen habe, es zu lesen. Allerdings habe ich kaum 4 Kapitel durchgehalten, bevor ich es frustriert bei Seite gelegt habe und erst vor gut 3 Tagen dem Buch eine zweite Chance gegeben habe. Wieso?
Die Chance hat es sich verdient, weil mich die Geschichte sehr anspricht, die Inhaltszusammenfassung auf der Rückseite klingt sehr gut und ich dachte, dass es so schlimm schon nicht werden kann. Falsch gedacht!
Denn ich hatte das Buch vor einem halben Jahr aus gutem Grund bei Seite gelegt. Aber dieses Mal dachte ich, dass ich es bis zum Ende durchhalten werde. Und um ehrlich zu sein, wurde ich sogar überrascht!
Aber ganz von vorn:
Linde, oder auch Lynn genannt,  ist ein ziemlich schwieriger Charakter. Ich kann bis zum Ende ihre Entscheidungen und vor allem auch Äußerungen nur halbherzig nachvollziehen. Sie ist von Anfang bis Ende sprunghaft, denkt wirklich NIEMALS nach und stellt alles vollkommen auf den Kopf. Sie ist zwar erst 16, aber dennoch werden ihre Handlungen vollständig von ihren Hormonen gesteuert, die ein Typ entfacht hat, den sie erst ein paar Tage kennt und in den sie sich verliebt, ohne wirklich mit ihm gesprochen zu haben. Um genau zu sein, himmelt sie ihn bereits nach ihrer ersten Begegnung unglaublich an, da er einfach umwerfend aussieht. Verständlich, ja. Aber nicht auf die Art und Weise, wie Lynn es tut. Wieso genau sie sich verliebt, kann ich bis heute nicht nachvollziehen, auch ihre wirren Gedankengänge helfen da nicht nach, sondern lassen einen eher nur mit einer Frage zurück: HÄ? Überhaupt habe ich mir diese Frage während des Buches sehr oft gestellt.  In einem Moment ist Lynn unsicher, versucht ihre Gedanken zu ordnen, im nächsten schon brüllt sie jemanden an und man versteht einfach nicht, wieso sie jetzt so reagiert, oder wieso sie jetzt schon wieder weggelaufen ist und sich von irgendjemandem retten lassen muss – ja, dass passiert SEEEEEEHR oft.
In ihrem Kopf gibt es nur Platz für Christopher und das ist bereits nach wenigen Seiten einfach nur nervig. Es gibt eine wunderbare Stelle, die ich mir fett markiert habe: 

„Lynn, du bist im Schloss der Engel.“
„Dann bin ich…ich bin tot?“
„Es scheint so.“
„Und ich bin auf einer Schule gelandet, in der es Engel gibt?“
„Jepp! Es hätte schlimmer kommen können.“
„Aaron, wo ist Christopher? Warum geht er mir aus dem Weg?“

Genauso ist dieses überaus wichtige Gespräch verlaufen. (Den kurzen 10-zeiligen Absatz in dem Lynn kurz ihren Gedanken nachhängt, habe ich einfach mal wegreduziert.) Meiner Meinung nach spricht das so unglaublich für Lynn und ihren naiven Teenagerhormonüberschuss, wie nichts anderes. Ist ja auch total normal, dass man einfach stirbt und im Schloss der Engel landet… Manchmal wollte ich sie einfach nur schütteln und sagen: Ich verstehe dich nicht, Lynn!!!!!
Soviel dazu. Lynn war mir von Anfang bis Ende einfach nur unsympathisch und mir viel zu verknallt, als dass es für diese Situation angebracht gewesen wäre. Klar, dass dies vordergründig eine Liebesgeschichte ist, aber bitte! Manche Dinge sollte man dennoch ein wenig genauer und detaillierter erklären.

Christopher, der äußerst schöne Racheengel, in den Lynn sich verliebt, war zwar auch ein mir äußerst unsympathische Charakter, aber er war für mich im Endeffekt eher nachvollziehbar, als Lynn. Auch wenn ich um ehrlich zu sein nicht verstehen kann, wie man sich mit über 300 Jahren in einen hormongesteuerten, überschwänglichen, impulsiven Teenager verlieben kann. Aber jedem das seine.  Christopher ist zu Beginn Lynns Tutor, gibt diese Aufgabe jedoch sehr schnell an Aaron ab, da er sich dieser Aufgabe in Lynns Gegenwart nicht gewachsen fühlt.  Denn – Überraschung – auch er verliebt sich recht schnell in Lynn. Manchmal fand ich Christopher sogar recht niedlich, auch wenn es etwas verwunderlich ist, dass er wirklich IMMER in Lynns Nähe ist, wenn die sich mal wieder in Gefahr begeben hat. Klar, er ist ein Engel und will auf sie aufpassen, aber manchmal habe ich mich dann doch gefragt, ob er denn eigentlich als Tutor gar keine Pflichten hat?!

Aaron ist nach kurzer Zeit Lynns neuer Tutor und übernimmt die Aufgabe Lynn im Schloss der Engel herumzuführen und teilweise zu unterrichten. Über diesen Charakter bin ich mir noch nicht ganz schlüssig, da seine Motive und Handlungen noch etwas schwammig sind. Zwar behauptet Lynn recht felsenfest, dass Aaron ihr eindeutig etwas Böses wollte und die ganze Zeit versuchte sie mit ihrem Schatzi auseinander zu bringen, aber ich denke – oder hoffe – dass da vielleicht doch etwas anderes dahinter steckt.  Er ist ein enger Vertrauter von Christopher, aber gleichzeitig Lynns größter Gegner. Da muss eindeutig noch etwas kommen!

Der letzte wichtige Charakter – neben Phillipe, Marise und unzähligen anderen Nebencharakteren! Mal ehrlich, ich hatte ein totales Namenschaos in der Mitte der Geschichte! Die ganzen Nebencharaktere werde nur kurz, und nicht bündig angeschnitten! – ist Susan, die mir um ehrlich zu sein der einzige Sympathische Charakter war! Ja, auch das gab es in diesem Buch! Sie ist so was wie Lynns beste Freundin auf dem Schloss der Engel. Ihre Stimmung ist etwas gedrückt während des ganzen Buches, da sie ihre Umstände nicht ganz verkraften kann, aber genau das macht sie auf eine gewisse Art und Weise – in Ermangelung besserer Adjektive – ruhig und entspannt und das ist in diesem Buch zur Abwechslung mal sehr erfrischend!

Die Geschichte an sich finde ich – rückblickend – im  Großen und Ganzen in Ordnung.  Lynn kommt auf das Internat, verliebt sich, gerät in die ein oder andere Gefahrensituation und muss um ihre Liebe bis zum Schluss kämpfen. Soweit meine persönliche kurze Zusammenfassung, und von oben betrachtet und ohne die genaueren Details ist die Geschichte in Ordnung.
Nur eben die Details machen sehr viel kaputt.
Sie ist von Anfang bis Ende unglaublich kitschig, was aber nach Lesen der Inhaltszusammenfassung zu erwarten war. Es gibt sehr viele Internatsklischees, die böse Mitbewohnerin, oder auch das Handyverbot und das Verbot nachts ja nicht alleine in den Wald zu gehen.  Lynn findet sich recht schnell damit ab und versucht in den merkwürdigen Unterrichtsfächern mitzukommen. Komisch nur, dass sie niemals jemanden fragt, wieso an diesem Internat Lanzentraining und Mentaltraining hat, wo sie doch ihr Abitur machen soll. Hat schon mal jemand einen Job bekommen wegen 15 Punkten in Mentaltraining? Lynn aber lässt sich daran nicht stören und nimmt alles hin, denn sie ist schon viel zu sehr damit beschäftigt ihren Chrissi anzuhimmeln. Blöd, denn sonst wäre sie vielleicht mal eher darauf gekommen, dass hier etwas nicht ganz normal sein könnte. Äußerst merkwürdig ist es auch, dass sie in den ersten Tagen in denen sie am Internat ist, mit keinem Engel direkt konfrontiert wurde, denn im weiteren Verlauf der Geschichte sind die geflügelten Menschlein mit ihren Fähigkeiten doch recht präsent.
Etwas nervig ist auch, dass zu oft Dinge angeschnitten werden, die äußerst Geheimnisvoll sind. Nein, man erfährt sie nicht unterschwellig, sondern man wird regelrecht mit dem Zaun verprügelt, damit man sich auch ja fragt „Ah, was da wohl wieder passiert ist?“. Aber irgendwie kann trotzdem keine wirkliche Neugierde geweckt werden.  Es gibt einfach zu viele Dinge, die sehr schnell nerven, zum Beispiel Lynns Stundenplan. Wieso gibt ihr nicht endlich mal jemand dieses verdammte Ding?! Darauf wird zu Beginn verdammt viel draufrumgehackt.  Es ist auch äußerst interessant, wie viele Schwächeanfälle ein Mensch haben kann. Nach Beenden des Buches habe ich das Gefühl, dass Lynn mehr Zeit im Bett verbracht hat, als irgendwo anders.
Der Geschichte mangelt es sehr oft einfach nur an Logik.
Aber das ist noch eine Kleinigkeit im Gegensatz zu meinem größten Problem mit dem Buch. Es geschieht einfach zu viel! Zu viele Elemente werden eingeschoben, aber alles nur sehr kurz und knapp beschrieben – ZU kurz! Oft kommt man gar nicht so schnell mit, wieso das jetzt gerade geschehen ist und deshalb fällt es auch mehr als schwer sich in bestimmte Situationen hinein zu fühlen.  Wenn man dann einmal drinnen ist und denkt, dass es jetzt spannend oder dramatisch wird, dann ist es auch schon wieder vorbei.
Ich muss gestehen, dass das das erste Buch ist, dass von zwei Autoren geschrieben wurde, daher habe ich keinen Vergleich, aber oft hatte ich das Gefühl, dass vielleicht genau das der Grund war für dieses Chaos. Es fühlt sich so an, als ob eine von beiden etwas geschrieben hat und die andere einfach etwas eingefügt hat, dass manchmal etwas zusammenhangslos ist, oder einfach nur unpassend. Oder wichtige Szenen wurden auf ein Minimum gekürzt, vielleicht weil sie einfach UNBEDINGT drin sein musste. Ich weiß es um ehrlich zu sein nicht.
Zu oft ist es mir passiert, dass ich auf einmal mitten in einer Szene drinnen war und nicht genau wusste, wie ich dahin gekommen bin. Aber gut, dass ich nur einen Absatz nach oben linsen musste, denn die Erklärung war ja niemals weit weg.
Das Buch liest sich größtenteils wie eine ausführliche Inhaltsangabe eines Buches das mindestens dreimal so dick ist – oder sein sollte! Denn so richtig ins Detail wird hier so gut wie nie gegangen und das ist meiner Meinung nach mehr als schade, DENN…

Auf den letzten ca. 150 Seiten ändert sich das! Ich war sehr überrascht, dass ich im letzten Drittel kein einziges Das-ist-ja-mal-bescheuert-Post-it brauchte! (Oh ja, ich brauchte seeeeehr viele in diesem Buch!) Denn dort wurde begonnen die Dinge ausführlicher zu erklären, und Lynns naive Gedankensprünge sind auf ein Minimum beschränkt. Hier kommt man endlich im Lesen einigermaßen mit! Zum Ende hin hat mich das Buch dann doch noch so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich es unbedingt auslesen wollte, bevor ich ins Bett konnte. Die Geschichte war zwar hier noch immer von sehr vielen Details geprägt, die recht kurz und knapp erklärt wurden, aber ausreichend genug, damit man wirklich versteht was geschieht.
Die Geschichte erhielt nochmal eine drastische Wendung, die sie mit einem Schlag regelrecht interessant gemacht hat. Ich war wirklich überrascht!
Ich hoffe, dass dieser Stil für Band zwei beibehalten wird, denn so war das Buch tatsächlich recht angenehm zu lesen und man konnte sogar über die äußerst nervige Protagonistin hinwegsehen.

Nichtsdestotrotz kann ich diesem Buch einfach keine gute Bewertung geben, da es einfach zu viele Störende Elemente gab. Oder überhaupt zu viele Elemente.
Hätte das Buch nicht gegen Ende eine eingermaßen Positive Wendung genommen, hätte ich ihm nicht mehr als ein Cupcake gegeben, doch unter den Umständen hat es sich nun gerade so noch drei Küchlein verdient.


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